Was muss beim Kauf eines Edelstahlbehälters für Lebensmittel beachtet werden?

In der Lebensmittelindustrie kommen Edelstahlbehälter in vielfältiger Weise zum Einsatz – sei es zur Verarbeitung von Milch, Fruchtsäften, Bier oder anderen flüssigen Produkten. Edelstahl ist aufgrund von einzigartigen Eigenschaften wie Korrosionsbeständigkeit, Langlebigkeit und einfacher Reinigungsmöglichkeit der am meisten verbreitete Werkstoff im Behälterbau für die Lebensmittelindustrie. Doch nicht jeder Edelstahlbehälter bietet dieselben Eigenschaften. Es gibt spezifische Anforderungen, die insbesondere für industrielle Anwendungen im Bereich Getränke und Lebensmittel von entscheidender Bedeutung sind, um höchste Hygiene und Produktsicherheit zu gewährleisten.
In diesem Blogbeitrag beleuchten wir die zentralen Aspekte, die beim Kauf eines Edelstahlbehälters für Lebensmittel in der Industrie zu beachten sind.
1. Hygienestandards und Oberflächenrauhigkeit
Die Hygieneanforderungen in der Lebensmittelindustrie sind äußerst hoch. Gerade in Industriebetrieben, die große Mengen an Flüssigkeiten wie Milch, Frischkäse, Saucen oder Bier produzieren, müssen die Behälter konstant sauber und frei von Keimen bleiben. Edelstahl ist für diese Aufgabe nahezu ideal. Das Material bietet nicht nur eine hohe Korrosionsbeständigkeit, sondern ist auch resistent gegen gängige Säuren und Laugen, die in Reinigungsprozessen verwendet werden.
Zusätzlich weist Edelstahl eine nicht-poröse Oberfläche auf, die das Wachstum von Bakterien und Schimmelpilzen erschwert. Für den Einsatz in der Lebensmittelindustrie wird oftmals eine maximale Rauhigkeit (Ra) der Oberflächen von 0,8 µm gefordert. Hohe Hygieneanforderungen gelten grundsätzlich für alle produktberührenden Teile des Innenraumes. Unebenheiten, Schweißnähte oder Rillen könnten Schmutz und Mikroorganismen anziehen, was zu einer schlechten Reinigung und potenziellen Keimbildung führen kann. Verschliffene Oberflächen hingegen minimieren diese Risiken und ermöglichen eine effektivere Reinigung. Eine regelmäßige Innenraumprüfung der Oberflächen auf Risse oder Korrosionsschäden ist zudem in regelmäßigen Intervallen in der Lebensmittelindustrie unabdingbar.
2. Toträume vermeiden – Ein zentrales Kriterium für die Hygiene
In einem industriellen Lebensmittelbehälter, insbesondere bei der Lagerung und Verarbeitung von Flüssigkeiten, können Toträume (Ecken, Kanten oder Vertiefungen, in denen Flüssigkeit stehen bleibt) zu einem großen Problem führen. Diese Bereiche sind ideale Brutstätten für Keime und Bakterien und erschweren eine vollständige Reinigung des Behälters.
Deshalb sollten Edelstahlbehälter so konstruiert sein, dass sie praktisch keine Toträume aufweisen, in denen sich Flüssigkeiten oder Lebensmittelreste absetzen können. Dies gilt insbesondere für Bereiche wie das Mannloch, Auslaufarmaturen oder Rohrstutzen. In der Auslegung eines Edelstahlbehälters für Lebensmittel sollte somit sichergestellt werden, dass alle Flüssigkeiten vollständig ablaufen können. Kritische Zonen im Innenraum des Behälters können durch individuell eingesetzte CIP-Sprühkugeln zusätzlich sauber gehalten werden.
3. CIP- und SIP-Reinigung – Effiziente Reinigungssysteme für die Industrie
Die Reinigung von Edelstahlbehältern in der Lebensmittelindustrie stellt eine der größten Herausforderungen dar. In einer Großproduktion ist es oft nicht praktikabel, die Behälter manuell zu reinigen, vor allem, wenn große Mengen an Lebensmitteln verarbeitet werden. Eine Lösung bietet die sogenannte CIP-Reinigung (Clean-In-Place), bei der die Behälter im geschlossenen Zustand direkt vor Ort gereinigt werden können. Hierfür werden statische oder rotierende Sprühköpfe über eine sogenannte CIP-Reinigungslanze im Innenraum des Behälters fest verbaut. Der CIP-Reinigungsvorgang erfolgt durch ein automatisiertes System unter Verwendung von Säure und Lauge und ist auf die genaue Geometrie und Größe des Behälters abgestimmt.
Zusätzlich zur CIP-Reinigung kann durch eine nachgelagerte SIP-Reinigung (Sterilize-In-Place) bei Bedarf auch eine Sterilisation des Behälters durchgeführt werden. Diese sorgt dafür, dass übrig gebliebene Mikroorganismen im Behälter mittels Heißwasser oder Reinstdampf bei Temperaturen von bis zu 140°C abgetötet werden. Durch die optionale Zugabe von chemischen Desinfektionsmitteln kann der Effekt noch zusätzlich gesteigert werden. Die Möglichkeit zur CIP- und SIP-Reinigung ist ein wichtiger Aspekt bei der Auswahl eines Edelstahlbehälters, da diese Prozesse elementar sind für die Einhaltung hoher Hygienestandards im kontinuierlichen Betriebsablauf.
4. Verschliffene Schweißnähte – Ein Muss für die Keimfreiheit
Ein Aspekt, der oft übersehen wird, aber von entscheidender Bedeutung für die Hygiene ist, sind die Schweißnähte im Innenraum eines Edelstahlbehälters. Beim Schweißen können an den Nähten Unebenheiten entstehen, die bei der Reinigung schwer zu erreichen sind und somit eine potenzielle Quelle für Verunreinigungen darstellen. Durch das Schleifen der Schweißnähte werden nicht nur optische Mängel beseitigt, sondern auch potenzielle Rückstände und Keimherde entfernt.
Die Schweißnähte sollten daher blecheben verschliffen sein, um eine rückstandsfreie Reinigung des produktberührenden Innenraumes gewährleisten zu können. Besonders in der Lebensmittelindustrie, in der höchste Hygienestandards erforderlich sind, sind verschliffene Schweißnähte seit vielen Jahren eine Grundvoraussetzung. Sie verhindern, dass sich Bakterien oder andere Mikroorganismen an diesen Stellen festsetzen können, und erleichtern die Reinigung des Behälters erheblich.
5. Technische Anforderungen an Werkstoffgüte, Druckbeständigkeit oder Isolierung
Je nach Einsatzgebiet des Edelstahlbehälters in der Lebensmittelindustrie kann es zusätzliche wichtige Voraussetzungen geben, die in der Auslegung des Behälters zu beachten sind. In der Milchverarbeitung gilt dies beispielsweise für Steriltanks, die zur aseptischen Lagerung von Lebensmitteln druck- und vakuumfest ausgelegt werden müssen. In der Milchlagerung hingegen ist eine vollverschweißte Isolierung des Milchtanks von großer Relevanz, um durch eine konstant geringe Temperatur im Innenraum die Produktqualität zu erhalten.
Im Bereich der Fruchtsaftbehälter werden oftmals Konzentrate eingelagert, die sich durch eine besonders hohe Produktdichte auszeichnen (schwerer als Wasser). Die dafür vorgesehenen Lagertanks müssen für die spezifische Dichte des Mediums ausgelegt sein, um beispielsweise bis zu 1,37 Kilo pro Liter an Produkt im Behälter sicher einlagern zu können.
Einige Lebensmittelgrundstoffe können zudem besondere Voraussetzungen an die Materialgüte des Edelstahls stellen. Dort wo klassischer V2A Edelstahl (z.B. 1.4301) nicht ausreichend beständig ist, können hochwertigere V4A-Edelstähle zum Einsatz kommen. Dies beinhaltet Materialgüten wie 1.4401, 1.4435 oder 1.4571, die individuelle Merkmale wie z.B. erhöhte Beständigkeit gegenüber Chloriden oder konstant hohen Temperaturen bieten.
Fazit: Der richtige Edelstahlbehälter ist der Schlüssel zu Qualität und Hygiene in der Lebensmittelindustrie
Die Wahl des richtigen Behälters ist ein entscheidender Faktor für den hohe Qualität und Hygieneanforderungen in der Lebensmittelproduktion. Edelstahl bietet aufgrund seiner besonderen Eigenschaften hervorragende Voraussetzungen hierfür, doch das Design des Behälters muss sorgfältig auf die Anforderungen der jeweiligen Anwendung abgestimmt sein. Beispielsweise um Toträume zu vermeiden und eine rückstandsfreie CIP-Reinigung zu gewährleisten.
Zusätzliche Kriterien wie blecheben geschliffene Schweißnähte, die richtige Werkstoffgüte und anwendungsspezifische Ausstattungsmerkmale wie Rührwerke, ein Isoliermantel in Hygieneausführung oder ein druckfestes Design sind ebenfalls wichtige Kriterien, die beachtet werden müssen. Auch wenn die Anschaffungskosten durch die Vielzahl der Anforderungen anfänglich höher ausfallen, zahlen sie sich langfristig durch die verbesserte Produktqualität mehrfach aus.
Gut zu wissen: Durch die Anschaffung eines gebrauchten Lebensmittelbehälters kann viel Zeit und Budget eingespart werden, ohne Kompromisse bei den Anforderungen und der Qualität des Behälters eingehen zu müssen. Zudem bietet sich dadurch oft die Gelegenheit, das passende Zubehör in Form von CIP-Systemen, Messtechnik und weiteren Anbauteilen mit zu übernehmen, so wie es beim letzten Betreiber bereits bewährt im Einsatz war.
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